Es ist mein grundsätzliches Anliegen als Künstler, Grundlagen zu schaffen für Modelle diesseits des Ernstfalls. In einer Zeit erheblicher pragmatischer Wechsel ist es mir wichtig, neue Kriterien des Bewusstseins zu erproben, so dass Zukunft auch Gegenstand künstlerischer Gestaltung wird. In meinem geologischen Beitrag für den Bethlehempark geht es um Auseinandersetzung und Verantwortlichkeit mit der Umwelt im weitesten Sinne. Meine Tätigkeit ist geprägt vom System der authentischen Begehung und Begegnung, in welcher nach einer Aesthetik ohne Herrschaft der Menschen über Menschen und Natur gesucht wird. Hier dann tritt Kunst nicht mehr als Selbstprofilierung in den Öffentlichen Raum, um ihn zu besetzen, vielmehr wird der Raum selber zur integrativen Skulptur. Kunst findet nicht mehr an oder über der Natur, der Stadt und den Lebensgemeinschaften statt, sondern in und mit ihnen: Schonend, ethisch verpflichtet und iterativ vernetzt.

G. Steinmann

Im gesamten Gestaltungsbereich von rund 400 m Länge und durchschnittlich 20m Breite waren räumliche, verkehrsmässige, topographische und vegetationsmässige Randbedingungen bereits konkret festgelegt, zum Teil inhaltlich, wenn auch nicht zwingend örtlich. Es ging um die Erschliessung einer ehemaligen Fahrstrasse für Fussgängerinnen und Fussgänger, um ein urbanisiertes Bepflanzen, um ein Wechselspiel zwischen klar gestalteter Vegetation und Spontanvegetation: um einen vielfältig erlebbaren Aussenraum, der städtebaulich, verkehrsmässig, vegetativ einen abwechslungsreichen Erfahrungsbereich für die Quartierbevölkerung darstellen soll. Die Auswahlgruppe, bestehend aus einer Vertreterschaft der Wohnbevölkerung und deren Gruppierungen, der Stadtgärtnerei und der Landschaftsarchitektur, der Städtischen Kunstkommission, bestimmte aus rund 20 Vorschlägen drei Künstler, diegegen ein festes Honorar ihre Vorstellungen von einem Eingriff als einen Beitrag künstlerischer Kreativität innerhalb des Gestaltungsperimeters vorlegten. Auf Antrag der Auswahlgruppe und der Städtischen Kunstkommission beauftragte der Gemeinderat George Steinmann, Bern, mit der Verwirklichung seiner Projektidee.

Oertliche Präsenz von Ferne und Nähe, Vergangenheit und Zukunft:
Kein Lehrpfad !
George Steinmanns Projekt besteht aus zwei Teilen, dessen erster im wörtlichen Sinn «vor-liegt» , während der zweite ein Potential der Zukunft fassbar macht und erst in Angriff genommen wird:
Ein geologischer Querschnitt der Schweiz wird auf den Bethlehempark projiziert. Eine systematische Reihe von Gesteinen soll die geologische Präsenz der Schweiz vom Jura bis Graubünden im Raume Bethlehempark visualisieren: ein Zeitraffer von Millionen von Jahren und ein Konzentrat von Hunderten von Kilometern. Es handelt sich um kleinere Felsbrocken oder grössere Steine, individuell ausgesucht und «als Gäste in den Bethlehempark eingeladen» , unbearbeitet, in ihrem Wesen belassen, mit genauer Bezeichnung der Gesteinsart und des Fundortes, mit Funktionen versehen -beispielsweise als Sitzsteine oder als Bestandteile von Gehwegen.

Die Schweiz «wird in den Bethlehempark geholt» , ganzheitliche Aufschlüsse und Zusammenhänge zeitlicher und räumlicher Art werden erlebbar gemacht. Es handelt sich ganz klar aber nicht um einen didaktischen «Lehrweg der Steine», sondern um ein künstlerisches Bewusstmachen existierender Bezüge, um das Bewusstmachen zeitlicher und räumlicher Bezüge, die weit über den Alltag oder ein Menschenleben hinaus gehen.

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