Schlossgut

Besondere Erwähnung innerhalb der Baugeschichte von Bümpliz verdient die Schlossbesitzung. Die wechselhafte Besitzergeschichte des einstigen Reichshofs ist weitgehend erforscht. Gebäulichkeiten und Ländereien gehörten im Mittelalter zeitweilig adeligen Geschlechtern, gemeinnützigen Institutionen und später auch Burgern der Stadt Bein. Über verschiedene patrizische Familien und bürgerliche Besitzer gelangten die Schlösser schliesslich unabhängig voneinander und losgelöst von einem Grossteil des Landes an die Stadt Bern.

1970 wurden die Anfänge der Geschichte des Alten Schlosses mittels archäologischer Methoden ergraben: Ein mit Schutzzaun, Wall, und Graben umgebener, fester Platz, der vermutlich noch in das erste Jahrtausend zurückreicht, ist als Wehranlage stetig ausgebaut worden. Die Gebäude innerhalb der Anlage bestanden aus einfachen rechteckigen Holzbauten. Neben dem nachgewiesenen Wehrbau gab es sicher noch Nebengebäude, Ställe, Scheunen und Vorratshäuser, in denen die in Naturalien erhobenen Steuern eingelagert worden sind.

Im 13.Jh. wurde die ursprüngliche Wehranlage erweitert und zusätzlich durch einen Wassergraben geschützt. Später entstand eine steinerne Burg, deren bekanntestes Merkmal ein mächtiger Rundturm von etwa 10m Durchmesser und mit einer Mauerstärke von bis 2m war.

Ab 1488 erfolgte der Ausbau zum spätmittelalterlichen Schloss. Die erhaltenen Teile des Alten Schlosses stammen zur Hauptsache aus dieser Zeit und aus einer Umbauphase von 1632. Damals erreichte das Schloss seine höchste Ausbaustufe, die durch eine aquarellierte Federzeichnung von Albrecht Kauw aus dem Jahr 1670 überliefert ist. Vom 18. bis ins 20.Jh. musste das Schloss verschiedene bauliche Eingriffe über sich ergehen lassen. Ein Dachstock-Brand und die anschliessende Renovation in den Jahren 1976 bis 1980 gaben dem nun als Begegnungsstätte genutzten Bau das heutige Erscheinungsbild.

Im Jahr 1738 hatte der Ratsherr Daniel Tschiffeli (1699-1759) die Herrschaft Bümpliz käuflich erworben. Er liess sich 1742 vom bekannten Berner Architekten Albrecht Stürler das sogenannte Neue Schloss. einen eleganten Hochparterre-Wohntrakt mit ausgebautem Mansartdach erbauen.Ganz nach dem Geschmack der damaligen Zeit, inmitten eines ausgedehnten Parks liegend, wurde nun diese Campagne zum Herrschaftshaus. Was vom alten Schloss noch stand. wurde damals zur Dependenz.


Auch das Neue Schloss hat eine bewegte Geschichte hinter sich: 1839 wurde es zur Irrenanstalt und neun Jahre später zu einem Knabeninstitut. Jakob Allemann, ein Schüler Pestalozzis gründete und betrieb zusammen mit seinem Bruder Benedikt das über die Landesgrenzen hinaus berühmt gewordene "Institut Freres Allemann". Seit 1903 gehörte das Neue Schloss der Familie Benteli. auf die der Übername 'Benteli-Schloss' zurückgeht. Erst 1979 gelangte das Neue Schloss in den Besitz der Stadt.

Bezeichnend für die Schlossbesitzung ist die während langer Zeit innegehabte Zentrumsfunktion. Das Schloss fungierte nicht nur als Rechts- und Verwaltungszentrum sondern es lag auch geographisch im Mittelpunkt des nachmaligen Ortsteils Mühledorf. der seinerseits zwischen dem Dorf Bümpliz und dem Weiler Bethlehem lag.

Zu Beginn unseres Jahrhunderts, einer Zeit grossen Wachstums, sollte das Gebiet des Schlossguts überbaut werden. Auf der südöstlich unmittelbar an die Schlösser angrenzenden. 70'000 m2 grossen, ehemaligen Domäne plante die "Heimbaugesellschaft" ein Überbauungsprojekt. Promotoren waren der damalige Landbesitzer Albert Benteli, der Architekt Karl Indermühle und der Baumeister und Unternehmer Benjamin Clivio. Das Kernstück des Projekts, die beiden Höäserreihen entlang der heutigen Keltenstrasse, bestand aus mehrgeschossigen Wohn- und Geschäftshäusern, die ganz im Sinn des angepriesenen "spezifischen Bernerstils" im Erdgeschoss strassenseitig über Arkadenstellungen veerfügten. Für das restliche zu überbauende Gebiet östlich und westlich dieses Städtchens., das auch einen Marktplatz umschloss, waren freistehende Ein- und Mehrfamilienhäuser geplant.

Trotz gross angelegtem Werbefeldzug. der auch die Publikation 'Mein Heim' beinhaltete, aus der das obige Zitat stammt, wurden vom Projekt schliesslich nur wenige Bauten ausgeführt. Das Wohnhaus, das Karl Indermühle bereits 1906 für sich selbst errichtet hatte (Peterweg 3), das ehemaligen Konsumgebäude von 1908 (Bernstrasse 72), weitere Gebäude am Peterweg und an der Brünnenstrasse standen zu diesem Zeitpunkt schon und dienten in der Publikation als Musterhauser für die künftige Überbauung. 1911-12 wurde mit dem markanten Kopfbau Brünnenstrasse 123 und der daran anschliessenden Mehrfamilienhaus-Reihe (Keltenstrasse 104-108) sowie mit einem weiteren Bau des gleichen Typus auf der gegenüberliegenden Strassenseite (Keltenstrasse 91-99) ein Teil des 'Stadtchens' realisiert. Aus welchen Gründen schliesslich der grösste Teil der Planung auf dem Papier blieb, dürfte schwierig zu ermitteln sein. Vermutlich war die damalige schwache wirtschaftliche Position der Gemeinde (hoher Steuerfuss, verminderte Nachfrage nach Wohnraum) mitverantwortlich.

Das Schlossgut wurde später dennoch überbaut, aber in mehreren Etappen und leider ohne zusammenhängendes Gesamtkonzept. Die ehemaligen Gutsgebäude, sowie die dem alten Dorfteil namengebende Mühle mitsamt ihren Nebenbauten fielen im Laufe der Zeit Bränden oder Neubauten zum Opfer. Als letztes Relikt des alten Mühledorfs steht heute noch das Haus Bümplizstrasse 93. Die Schlösser indessen liegen nach wie vor im Zentrum des heutigen Stadtteils VI, haben ihre Zentrumsfunktion aber eingebüsst. Der Wert ihrer Lage besteht in der parkartigen Umgebung, die eine zwar knapp bemessene, aber qualitätvolle Grün-Oase innerhalb eines dicht bebauten Gebiets bildet.

Quelle: Quartierinventar Bümpliz, Denkmalpflege der Stadt Bern, 1993

Eine Oase in Bümpliz-Bethlehem
Einst, im 18. Jahrhundert, wandelte der Landvogt von Aarberg, Daniel Tschiffeli, durch den Schlosspark. Hundert Jahre später beherbergte das Schloss nacheinander ein Heim für Geisteskranke und für ungezogene Knaben - das Erziehungsheim ist als "Löffelschlyffi" in die Bümplizer Dorfgeschichte eingegangen. Nach einer langen Zeit im Privatbesitz mehrerer Familien, unter anderem des Druckereibesitzers Albert Benteli, ging 1999 ein langgehegter Wunsch der Quartierbewohner in Erfüllung: Der Schlosspark, eine "Oase der Ruhe und Erholung", wurde feierlich der Bevölkerung übergeben. Die Stadt Bern, die 1977 Schloss samt Umschwung gekauft hatte, wollte ihren Besitz nicht dem Schicksal überlassen und entschied im Oktober 1997, den Park für 720 000 Franken instandzustellen. Im Gebäude selber wohnen noch Leute - solange, bis die Stadt das künftige Nutzungskonzept vorstellt.

Schöner Heiraten
Das Zivilstandsamt Bern ist von einem Geschäftshaus im Mattenhofquartier in das Schloss Bümpliz umgezogen. Damit haben die Brautpaare der Stadt und Agglomeration Bern die Möglichkeit, sich an einem gut erreichbaren, attraktiven Standort in herrschaftlichen Räumen trauen zu lassen.

Seit dem 1. Januar 2000 ist das Zivilstandsamt Bern nicht mehr allein für die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt, sondern für die ganze Bevölkerung der dreizehn Gemeinden der Agglomeration Bern zuständig. Mehrere Gründe veranlassten den Kanton, gezielt nach einem neuen Standort zu suchen. So führte die Schliessung von neun Zivilstandsämtern rund um Bern zu einem grösseren Publikumsverkehr und die Übernahme der Archive zu einem grösseren Platzbedarf. Die Räume im Schloss Bümpliz erweisen sich nun als eine glückliche Lösung. Auch für den Publikumsverkehr ist der Standort optimal. Das Zivilstandsamt ist bequem mit Bus, Bahn und Postauto aus allen Teilen der Stadt und den umliegenden Gemeinden erreichbar.

Das 1742 erbaute „Neue Schloss“ an der Bümplizstrasse 97 wurde sanft, aber umfassend, zweckdienlich und unter Berücksichtigung denkmalschützerischer Auflagen renoviert. Es steht in einer parkähnlichen Umgebung, verfügt über einen Rosengarten und bildet zusammen mit dem nebenan gelegenen „Alten Schloss“ einen würdigen Rahmen für Hochzeitsgesellschaften. Die Beurkundung der Zivilstandsereignisse ist die Kernaufgabe eines Zivilstandsamtes. Die vornehmste Tätigkeit der Zivilstandsbeamtinnen und Zivilstandsbeamten ist nach wie vor die Vorbereitung der Eheschliessung und die Durchführung der Ziviltrauung. Dafür steht nun ein äusserst attraktiver Trausaal mit herrschaftlichem Ambiente zur Verfügung.

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Links:
Der Bümplizer Schlossverein